November 1845 in Galveston
erst des Abends, wo der Sturm noch heftiger war, kamen einige Matrosen, die bekanntlich große Wagehälse sind und sich wenig aus Gefahren machen, mich abzuholen. Allein bei der sehr stürmischen und finsteren Nacht, deren Finsternis durch den trüb umwölkten Himmel noch vergrößert wurde und bei dem Umstand, daß die Matrosen noch angetrunken waren, hielt ich es für rathsamer, diese Nacht lieber auf dem Lande zu bleiben, als ich bei der großen Finsterniß der stürmischen See und den Händen verwegener und betrunkener Matrosen anzuvertrauen. Das Hotel, wo ich mit meinem Julius, dem Wamel und noch 7 anderen Passagieren von anderen Schiffen übernachten wollte, Washington genannt, war schon so angefüllt von übernachtenden Fremden, daß der deutsche Gastwirth, unser Gesuch bei ihm übernachten zu wollen, uns nicht gewähren wollte, weil alle ihm zu Gebote stehenden Nachtlager zur Zeit schon an Fremde vergeben waren, und uns erst dann sein Haus zur Herberge einräumte, als wir ihm die Erklärung gaben, daß wir keine besondere Nachtlager verlangen, sondern uns mit der Gaststube und den darin befindlichen Banken und Stühlen begnügen wollen. Wir tranken darauf ein paar Flaschen Rothwein zusammen, von welche hier eine Flasche 25 Cent oder ungefähr 11 Silbergroschen kostet. Hier in dem vorzüglichsten Hotel der Stadt, wo ein sehr großer Verkehr ist, war der Wein sowie alles andere sehr theuer; in anderen Häusern bekommt man von derselben Sorte und Qualität die Flaschen zu 15 Cent (sechseinhalb Silbergroschen) ja sogar zu zehn Cent (4 Silbergroschen 5 Pfennig). Gegen 10 Uhr nachdem sich alles zur Ruhe begeben hatte führte uns der Gastwirth aus der Gaststube in einen langen großen Saal, wo sich in der Mitte eine gedeckte lange Tafel mit sehr vielen Stühlen befand, an welcher die Fremden zu speisen pflegen. Diesen Saal wies er uns zum Nachtquartier an, mit dem bedeuten: daß wir uns nach Belieben der Stühle zum Nachtlager bedienen dürfen, er selbst aber legte auf dem Erdboden in einer Ecke des Zimmers eine Decke von Pelz, legte sich darauf deckte sich mit der anderen Hälfte der Decke zu, und brachte die Nacht mit uns daselbst zu, nur mit dem Unterschiede, daß er warm und ruhig die ganze Nacht schlafen konnte, wir dagegen vor Kälte uns nicht bergen konnten, vielmehr genöthigt wurden die ganze Nacht im Zimmer auf und ab zu gehen, um uns nur einigermaßen zu |