Daher brachten meine Eltern mich zu den Großeltern nach Rendsburg. Meine Großmutter war die klügste, liebevollste, beste Großmutter der Welt. Bis heute denke ich voller Liebe an sie und ich bin die Letzte einer großen wundervollen Familie, die das kann. Alle sind tot.
Meine Großeltern hatten 11 Kinder. Ich war das 12. als Enkelkind. Vier Jahre habe ich in Rendsburg gelebt, dann wurde ich wieder abgeholt. Das war schrecklich. Ich habe nur geweint. Aber bei jeder Gelegenheit bin ich zu meiner Großmutter gefahren. Mit dem Zug über die Hochbrücke, durch den Eiertunnel, mit der Schwebefähre über den Kanal, mit dem Pferdewagen Milch ausfahren, Totenkopf-Schwimmausweis gemacht, Fußball auf der Straße gespielt (Autos gab es nicht).
Auf dem Boden war eine große Schaukel angebracht, wo wir Wettkämpfe ausgetragen haben. Und dann die Laube im Garten, wo wir Theater gespielt haben. Bei Rotkäppchen und der Wolf mußte Hilde (weil vom Wolf gefressen) hinter dem Sofa verschwinden. Ertönt doch eine Stimme aus dem Publikum "Ach se is doch achter den Kanapee". Alle lachten.
Auf dem Boden stand Bett neben Bett. Wenn wir abends zur Ruhe kommen sollten, sagte ich als älteste Cousine: Stumm, stumm, stumm, wer das erste Wort ausspricht, hätt' Johann sin Büx utleckt, stumm, stumm, stumm. Meistens war dann Ruhe.